Kettenschaltung – Nabenschaltung, was ist der Unterschied?

Kettenschaltung – Nabenschaltung, was ist der Unterschied?

Du möchtest Dir ein neues oder ein neues gebrauchtes Fahrrad zulegen und stehst vor der Frage, welche Schaltung Du für Dein Fahrrad brauchst. Es gibt soviele verschiedene Schaltsysteme für Fahrräder, da ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Und überhaupt, was ist das eigentlich, eine Nabenschaltung? Eine Kettenschaltung? Marko vom Fahrradladen Mobilcenter erklärt Dir in dem Beitrag die verschiedenen Schaltsysteme und ihre Vor- und Nachteile. Besonders geht er dabei auch auf die unterschiedlichen Nabenschaltungen ein.

Welche Schaltung ist für mich besser geeignet?

 Woran erkenne ich eine Kettenschaltung?

Eine Kettenschaltung hat am Hinterrad von außen sichtbar mehrere Ritzel (kleine Zahnräder) nebeneinander. Über diese läuft die Kette. Wenn mit dem rechten Schalthebel am Lenker in Verbindung mit dem Schaltwerk hinten die Kette auf ein anderes Zahnrad geworfen wird, während man tritt, dann wechselt man den Gang und damit die Übersetzung. Mit kleineren Ritzeln tritt man schwerer, kann also schneller fahren. Das kleinste Ritzel, das es für hinten gibt, besteht aus 11 Zähnen, das Größte hat 34 Zähne und wird meist an Mountain- Bikes verbaut. Damit kann man auch steile Berge erklimmen.

EIn Fahrrad mit Kettenschaltung
Ein Fahrrad mit Kettenschaltung

Die Ritzel am Hinterrad bei einer Kettenschaltung
Die Ritzel am Hinterrad bei einer Kettenschaltung
Das Kettenblatt mit dem Umwerfer
Das Kettenblatt mit dem Umwerfer

Woran erkenne ich eine Nabenschaltung?

Eine Nabenschaltung hat am Hinterrad von außen sichtbar ein einziges Ritzel (kleines Zahnrad), über das die Kette läuft. Neben dem Ritzel befindet sich eine Art dicke Trommel, auch Nabe genannt, in der sich ein Getriebe befindet, also eine Anordnung von kleinen und größeren Zahnrädern. Diese greifen so ineinander, dass verschieden schwere Gänge schaltbar sind.

Ene Dreigangnabe am Hinterrad
Eine Dreigangnabe am Hinterrad

Es gibt 2, 3, 4, 5, 7,8,9,12 und 14- Gang- Naben.

Früher hatten die Nabenschaltungen meistens eine eingebaute Rücktritt- Bremse, in neuerer Zeit gibt es vermehrt auch Nabenschaltungen mit eingebautem Freilauf, das heißt, man kann während der Fahrt zum Relaxen auch mal leer zurück treten, oder die Pedale an einer Ampel schnell in eine günstige Startposition bringen. Viele original Holland- Räder haben Naben mit Freilauf- Rücktritt.

Vorteile und Nachteile von Ketten- und Nabenschaltungen:

Die Vorteile von Kettenschaltungen:

  • Kettenschaltungen haben insgesamt einen größeren Übersetzungsbereich, das heißt, man kann sowohl steilste Berge erklimmen, als auch sehr schnell fahren.
  • Leichte Trekkingräder und Rennräder haben fast immer Kettenschaltungen, weil die Schaltsysteme weniger wiegen.
  • Fahrräder mit Kettenschaltungen fahren leichter, da die Schaltsysteme weniger Reibungsverluste haben.
  • Der Einstieg in Kettenschaltungssysteme ist kostengünstiger.

Die Nachteile von Kettenschaltungen:

  • Kettenschaltungen müssen öfter nachjustiert werden, als Nabenschaltungen.
  • Die Kette läuft ungeschützter, das heißt, sie ist äußeren Einflüssen wie Regen, Staub und Schmutz intensiver ausgesetzt.
  • Schalten nur während des Pedalierens möglich.
  • Die Bedienung einer Kettenschaltung ist gewöhnungsbedürftig.

Die Vorteile von Nabenschaltungen:

  • Nabenschaltungen müssen sehr selten gewartet werden. Sie verstellen sich kaum.
  • Die Kette kann im geschlossenen Kettenkasten geführt werden, wo sie vor Witterungseinflüssen geschützt ist und deshalb wesentlich länger hält.
  • Schalten während des Stands möglich.
  • Die Bedienung einer Nabenschaltung ist kinderleicht.

Die Nachteile von Nabenschaltungen:

  • Nabenschaltungen haben einen etwas geringen Übersetzungsbereich.
  • Nabenschaltungen wiegen mehr.
  • Nabenschaltungen haben wegen dem Getriebe höhere Reibungsverluste.
  • Nabenschaltungen sind teurer.

Verschiedene Nabenschaltungen

Zwei- bis Fünfgangschaltungen:

  • Es gibt die Sachs Zweigang- Automatik, die oft in Klapprädern verbaut wurde und ganz ohne Schaltzug auskommt, weil sie immer in den anderen Gang schaltet, sobald man zurück tritt, was auf Dauer sehr nervig ist, da bei jedem Rücktritt- Bremsmanöver der Gang gewechselt wird.
  • Es gibt die Sachs-, Shimano- und die Sturmey Archer-Dreigangnabe, wovon die Sachs am häufigsten verbaut wurde, und in der älteren Version sehr zuverlässig arbeitet, die Shimano den besten Schalthebel und das flüssigste Schaltverhalten aufweist, weshalb sie perfekt für Kinder ist und die Sturmey meist an Holland- Rädern zu finden ist und oft über einen Rücktritt- Freilauf verfügt.
  • Es gibt die Sachs- Fünfgangnabe, die in einer zweizügigen Variante und einer einzügigen gebaut wurde. Die Zweizügige ist unverwüstlich und tut zuverlässig ihren Dienst, muss allerdings häufiger nachgestellt werden, wenn man sie nicht regelmäßig im 4. Gang abstellt, welcher die Grundstellung ist. Die Schaltzüge sind superbillig, allerdings wird der Schalthebel seit 2015 nicht mehr hergestellt, er ist käuflich immer weniger als Ersatzteil erhältlich.
  • Die einzügige Variante der Fünfgangnabe ist nicht so häufig vertreten, der Schalthebel geht öfters kaputt und ist zusammen mit der Klickbox am Hinterrad eine Einheit, weshalb der Ersatz teuer ist. Leider wird die Klickbox und der Schalthebel schon seit Jahren nicht mehr hergestellt und ist kaum noch erhältlich.
  • Es gibt die Sachs- und Shimano-Siebengangnabe, wovon die Sachsnabe häufiger vertreten ist, weil sie billiger war.
Neue Dreigangnabenschaltung
Neue Dreigangnabenschaltung
Zweizug-Fünfgangnabenschaltung
Zweizug-Fünfgangnabenschaltung
Pentasport -Fünfgang-Schalthebel in Grundstellung
Pentasport -Fünfgang-Schalthebel in Grundstellung

Sieben- und Achtgangschaltungen:

  • Die Sachs- Siebengangnabe ist anfälliger für Reparaturen, da die Klickbox bei einem Sturz schnell beschädigt werden kann, denn sie ist außen an der Hinterradachse aufgesteckt. Die Klickbox und der 7- Gang- Hebel, den es als Daumenschalter oder als Drehgriff- Variante gibt, ist eine Schalteinheit, die bei einem Defekt in der Regel komplett ausgetauscht wird. Man kann zwar den Zug auch einzeln tauschen, aber das ist kompliziert und wird kaum gemacht. Die Klickbox ist empfindlich, da sich die kleinen Hebelchen in ihr leicht verbiegen. Von der Klickbox führt ein Stängchen in die Nabe, das sich auch manchmal verbiegt. Die Führung des Stängchens besteht aus einer Hülse, die seitlich offen ist und sich gelegentlich verformt, wodurch es zu Schaltproblemen kommen kann. Die Nabe wird oft nach längerer Standzeit schwergängig. Für Abhilfe sorgt WD- 40 Öl, von der Seite in die Nabe gesprüht. Die Demontage der Klickbox ist einigermaßen zu bewerkstelligen, wenn man sorgfältig vor geht und alles genau so wieder zusammen baut, wie man es vorgefunden hat. Man kann aber auch leicht etwas kaputt machen, wenn man den kleinen roten Adapter beschädigt, oder die Sicherungsschraube der Klickbox zu sehr fest zieht. Diese Arbeit empfiehlt sich einem erfahrenen Mechaniker zu überlassen.
  • Die Shimano-Siebengangnabenschaltung ist ein zuverlässiges, sehr flüssig schaltendes System. Gut geschützt vor Sturzschäden wird die Mechanik in der Nabe durch den Daumen- Wippschalthebel oder Drehgriff betätigt. Die Gänge liegen etwas näher beieinander, aber schalten schnell und komfortabel. Solange man die hinteren Schalt- Passteile der Nabe nicht auseinander nehmen muss, liegt alles im grünen Bereich. Deshalb sollte man bei einem Schlauchwechsel immer den Schlauch zur linken Seite des Hinterrades aus dem Reifen ziehen und die Schaltung rechts nicht demontieren, sonst hat man ein Puzzle, das sich ohne Erfahrung nur schwer wieder zusammensetzen lässt. Da ist schon so mancher dran verzweifelt. Die Nabe arbeitet sehr zuverlässig, dagegen ist die Sachs- Nabe wesentlich reparatur- anfälliger. Insgesamt einfach ein sehr löbliches System. Eine der besten Naben, die je gebaut wurden.
  • Shimano- Achtgang- Nabe. Aufgrund von noch mehr Zahnrädern noch mehr Reibungsverluste im Inneren. Die Nabe ist noch größer und sieht optisch schon ziemlich dick/ unästhetisch aus. Sie ist sehr reparaturanfällig.
Siebengangnabe von Sachs
Siebengangnabe von Sachs
Siebengangnabe von Shimano
Siebengangnabe von Shimano
Achtgangnabe von Shimano
Achtgangnabe von Shimano

Neun- bis Vierzehngangschaltungen

  • Shimano- Neungang- Nabe. Sram- Neungang- Nabe. Noch keine Erfahrungswerte.
  • Sachs- Zwölfgang- Nabe. Ist extrem Reparatur- anfällig. Riesiger, schwerer Klotz im Hinterrad. Bei einem Defekt kein Support, da es keine Ersatzteile gibt. War totaler Flopp und wurde hauptsächlich von Discountern vertrieben. Solange sie noch neu ist, für Kurzstrecken geeignet, nichts für Vielfahrer.
  • Rohloff- 14- Gang- Nabe. Extrem zuverlässig und teuer. Von Reiseradlern geliebt. Jedoch ist 2 Mal im Jahr ein Ölwechsel fällig.  Bei einem Defekt Ersatzteilservice schwierig, da spezielle Parts erforderlich. Eher was für Freaks.

Kombinationen aus Ketten- und Nabenschaltungen

  • Es gibt noch Mischformen die aus der Kombination von Naben- und Kettenschaltungen bestehen. Diese sind jedoch relativ selten. Es gab die 2 mal 3 Gangschaltung und die 2 mal 6 Gangschaltung von Sachs, eine Kombination aus Kettenschaltung und Nabenschaltung.
  • Sehr gut sind die 3 mal 7 und 3 mal 8 Gangschaltungvon Sachs, die das Schalten im Stehen erlauben und eine extrem gute Übersetzung im Gelände erlauben. Man hat hinten einen 7 oder 8- fach Kranz (eine Anordnung von 7 oder 8 Zahnrädern nebeneinander) mit einer 3- Gang- Nabe kombiniert. Dazu Rücktritt- Freilauf und vorne keinen Umwerfer (so wird das Schaltwerk an der vorderen Kettenradgarnitour oder am vorderen Kettenrad genannt). Ein schlaues System, was sich genial fährt, aber wenig verbreitet ist.
Kombination aus Nabenschaltung und Kettenschaltung
Kombination aus Nabenschaltung und Kettenschaltung

Außerdem gibt es Tretlager- Schaltsysteme, die jedoch sehr teuer und fast nicht zu finden sind.

Fazit:

Insgesamt kann man sagen, dass man sowohl mit einer hochwertigen Kettenschaltung, als auch einer hochwertigen Nabenschaltung gut unterwegs ist. Wer einfach nur in der Stadt und gelegentlich auch mal längere Strecken fahren und sich um nichts kümmern will und wem 500 Gramm mehr oder weniger nicht so wichtig sind, der ist mit einer üblichen Nabenschaltung gut bedient, wer aber öfters Trekkingtouren auf dem Plan hat und viele Steigungen vor sich hat, der wird wahrscheinlich mit einer Kettenschaltung glücklicher werden, obwohl es genügend Reiseradler gibt, die auf eine Rohloff- Nabe schwören.

Natürlich gibt es mittlerweile auch so manche Exotenschaltungen wie stufenlose Nabenschaltungen, Schaltungen mit Freilauf an der Kettenrad- Garnitur oder elekronische- und elektrische Schaltungen, auf die ich später  einmal eingehen werde.

Marko Teubert

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