Radfahrerin frontal von Taxi angefahren
Heute Vormittag fuhr ich mit meinen Kindern von einem Arzttermin im Auto nach Hause. Vor dem Rathaus Schöneberg wartete ich auf der linken Spur, wie die anderen Autofahrer neben mir an einer für uns roten Ampel, während Fußgänger die Ampel überquerten. Plötzlich schoß ein Taxi über die Haltelinie auf den Fußgängerüberweg und rammte frontal eine Fahrradfahrerin. Sie knallte auf die Windschutzscheibe und flog dann auf die Fahrbahn. Ich setzte Warnlicht, sprang aus dem Auto, um zu helfen. Zum Glück waren auch andere Leute da, die der Fahrradfahrerin aufhalfen. Sie konnte aufstehen und ging auf den Bürgersteig neben der Straße. Der Taxifahrer stieg auch aus, rannte zu ihr und rief: „Ich habe Sie nicht gesehen, ich habe Sie nicht gesehen.“
Ich ging zurück zu meinem Wagen, suchte einen Parkplatz und kam dann zurück mit meinen Kindern zum Unfallort, um mich als Zeugin zu melden. Ein anderer Autofahrer hatte bereits die Polizei gerufen. Er stand an der Ampel mit seinem Auto neben meinem und hatte auch den Unfall beobachtet. Und auch eine Fußgängerin war dort, die erzählte, dass sie unmittelbar hinter der Radfahrerin gegangen ist. Die Radfahrerin, eine noch ganz junge Frau, stand unter Schock und zitterte. Wir kümmerten uns um sie so gut es ging. Die Radfahrerin glaubte selbst schuld zu sein, weil sie ihr Rad nicht über die Ampel geschoben hatte, sondern gefahren war. Was ja an dem Unfall nichts geändert hätte, da die Taxe eine knallrote Ampel überfahren hatte. Das hätte jeden erwischen können, auch Fußgänger oder Radschieber. Nach einer Weile kam der Taxifahrer zu der jungen Frau und sagte ihr, sie solle doch sagen, er wäre nicht bei rot gefahren, damit er keine Punkte bekommt. Ich sagte ihm, er solle nicht auf die Frau einreden, sie steht gerade unter Schock. Außerdem würde hier keiner von uns Zeugen die Unwahrheit sagen, sondern berichten, was wir gesehen haben. Ich fand das ziemlich heftig, einen Menschen umzufahren und dann nach dem ersten Schreck an die persönlichen Nachteile zu denken. Es war ein Wunder, dass die Frau anscheinend keine schweren Verletzungen hatte. Sie selber hatte gar keine genauen Erinnerungen mehr an den Sturz. Wäre er alleine mit ihr gewesen, hätte er ihr wahrscheinlich das auch noch einreden können.
Als dann nach 45 Minuten endlich die Polizei kam, behauptete er dann auch vor der Polizei, es wäre für ihn grün gewesen und sie wäre bei rot gefahren. Kurze Zeit später kam der Rettungswagen, der die junge Radfahrerin mitnahm. Im Krankenhaus wartete bereits ihre Mutter auf sie.
Es gab in den letzten Monaten bereits einige schlimme Unfälle an Ampeln, bei denen die Autofahrer aussagten, die Radfahrerinnen wären bei rot gefahren. Ob es andere Zeugen gab, ist nicht bekannt. Da die Radfahrerinnen tot oder schwer verletzt waren, konnten sie sich selbst dazu nicht mehr äußern. Aber in den Medien wurde heftig über die Radfahrer geschimpft, selbst von anderen Radfahrern. Nachdem ich heute eine „Schutzbehauptung“ eines Autofahrers live mitbekommen habe, werde ich zukünftig solche Nachrichten noch kritischer betrachten als vorher. Natürlich gibt es Radler, die sich durch ihr Verhalten selbst gefährden. Ob das nach einem schweren oder tödlichen Unfall Selbstschuld ist, ist für mich keine Sache, die man nach einer kurzen Zeitungsmeldung beurteilen kann.
Super war aber, wie mehrere Menschen, Fußgänger wie Autofahrer sich sehr fürsorglich um das Unfallopfer gekümmert hatten und sich als Zeugen zur Verfügung stellten. Die meisten Menschen verhalten sich eben richtig.
5 thoughts on “Radfahrerin frontal von Taxi angefahren”
Ich erlebe es täglich, dass Autofahrer bei rot fahren. Geht halt meist gut, weil die anderen gelernt haben, auf die Verbrecher zu achten.
Ja, leider ist es so. Eine der Regeln, die ich meinen Kindern beibringe, ist daher: Schaut immer, ob die Autofahrer an der roten Ampel auch wirklich halten.
In Hamburg herrschen die gleichen Zustände, Rotlichtsünder in der Mehrzahl (und das meint nicht die von der Reeperbahn). Erschreckend, dass viele Raserinnen Frauen in SUVs sind – mit Kindersitz hinten drin :-/
Ja, ähnlich ist es in Berlin. Vor den Schulen ist ein richtiges SUV-Gedrängel.
Ja natürlich! Bei dem Verkehr ist es doch viel zu gefährlich, den eigenen Nachwuchs zu Fuß zur Schule gehen zu lassen!