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Kategorie: Unfallursachen

Leben ist das, was zählt, nicht Geschwindigkeit

Leben ist das, was zählt, nicht Geschwindigkeit

„Raser Wegen Mord verurteilt“

Die Schlagzeile in allen Zeitungen heute: Zwei junge Männer, die auf dem Kufürstendamm in Berlin ein illegales Autorennen gefahren und dabei einen Menschen getötet haben, wurden wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Und die Deutschen sind in Aufruhr: Des Deutschen liebstes Kind, das Auto, ein Mordwerkzeug? Bisher wurden selbstmutwillig hingenommene Todesfälle durch extrem erhöhte Geschwindigkeit meistens nur mit Bewährungsstrafen geahndet, ganz zu schweigen von den alltäglichen Todesopfern bei Unfällen durch Ablenkung, Missachtung einer roten Ampel, zu geringer Abstand, riskante Überholmanöver oder erhöhte Geschwindigkeit.

Das Urteil ist zu unverhältnismäßig, meinen deswegen manche, sonst müsste man ja jeden Rotlichtfahrer, der jemand tot fährt, wegen Mordes anklagen.

Das Urteil war längst überfällig, sagen andere, das Auto ist eine potentiell tödliche Waffe.

Das Auto, eine Waffe

Das Auto, eine Waffe, der Gedanke erschreckt viele und doch ist er richtig. Nur weil die allermeisten Menschen nie vorhaben, ihr Auto als Waffe einzusetzen, ändert es nichts an der Tatsache, dass es kaum ein alltägliches Objekt gibt, was so leicht als Waffe eingesetzt werden kann wie ein Auto. Terroristen haben es längst kapiert und ziehen dies in ihre Planungen ein. Sie morden damit kaltblütig und gezielt.

Die jungen Männer, die verurteilt wurden, hatten nicht vor, jemanden zu töten, doch zur Steigerung ihres Selbstwertes nahmen sie Tote in Kauf. Jeder, der bei Verstand ist, muss mit Toten rechen, wenn er mit 160 kmh durch die Innenstadt rauscht.

Aber wo ziehen wir die Grenze? Ist jemand auch ein Mörder, der eine rote Ampel überfährt und ein Kind totfährt, weil er seinen Termin schaffen wollte?

Wenn jemand 10 Stundenlang ohne Pause am Steuer sitzt und wegen Sekundenschlaf einen tödlichen Auffahrunfall verursacht?

Ein Messer ist ein Alltagsgegenstand und kann gleichzeitig ein Mordwerkzeug sein. Wenn jemand in einer Fußgängerzone Messerwerfen übt und dabei jemanden tödlich verletzt, würde er da mit fahrlässiger Körperverletzung davon kommen?

Das Urteil, selbst wenn es in der Revision wieder aufgehoben werden wird, setzt eine längst überfällige Diskussion in Gang. Zur Zeit wird die Tötung von Menschen durch andere, die grob gefährdend fahren, einfach hingenommen. Ein anderer Blickwinkel auf die Gefährdung von Menschenleben ist dringend notwendig. Achtsames Auto fahren ist dringend notwendig, wenn wir lebenswerte Städte haben wollen, in denen auch Kinder und alte Menschen sich sicher bewegen können. Ich möchte nicht umgefahren werden, weil jemand dringend einen Termin einhalten will, Streit mit der Ehefrau oderÄrger im Job hatte, vielleicht aber auch nur sein Smartphone checken wollte. Das alles hat ein verantwortungsbewusster Mensch zu klären, bevor er ins Auto steigt. Denn wenn Menschen in dem Bewusstsein fahren, dass sie alle Konsequenzen zu tragen habe, wenn sie menschengefährdend fahre, entscheiden sie sich in bestimmten Situationen, in der sie nicht genügend Kontrolle über ihr Fahrzeug haben, eher gegen das Autofahren.

Denn das Recht auf Leben wiegt für mich ungleich höher als das Recht mancher Autofahrer auf individuelle Freiheit

Über den richtigen Seitenabstand beim Fahrradfahren

Über den richtigen Seitenabstand beim Fahrradfahren

Sicher Fahrradfahren.

Meine große Tochter Julika ist innerhalb kurzer Zeit zweimal von Autofahrern angefahren worden. Die Unfallursache: zu geringer Seitenabstand beim Überholen. Während der Vorfall der ersten Autofahrerin noch unangenehm war und sie sich geschockt entschuldigte, ergriff der zweite Autofahrer die Flucht und durchfuhr dabei gleich noch eine rote Ampel. Während bis vor wenigen Jahren zu geringer Seitenabstand selten zu schweren Unfällen führte, gab es in diesem Jahr bereits mehrere getötete Fahrradfahrer mit dieser Unfallursache. Es ist die Unfallursache mit dem größten Anstieg innerhalb der letzten Jahre. Warum, das kann ich nur spekulieren. Vermutlich ist wie bei vielen anderen Unfällen ein Smartphone in der Hand des Autofahrers die Ursache. Damit lässt es sich schlecht lenken und so wird eben mal ohne Spurwechsel überholt. Auch werden die Autos und LKWs immer breiter und nehmen oft keinen Spurwechsel vor beim Überholvorgang, weil nicht genügend Bewusstsein für die Gefährdung anderer vorhanden ist.

Unfallursache zu geringer Seitenabstand

Zu geringer Seitenabstand von Autofahrern beim Überholen ist sicher einer der häufigsten Gründe, weshalb Radfahrer von der Fahrbahn auf den Bürgersteig wechseln. Abgesehen von der tatsächlichen Gefahr verursacht es ein Unsicherheitsgefühl, wenn Autofahrer mit nur wenigen Zentimetern Abstand an einem vorbeifahren. Laut Gesetzgebung und Rechtssprechung sollte der Abstand der überholenden Autos mindestens 150 cm betragen. Wird ein Kind im Kindersitz auf dem Rad transportiert, soll der Abstand wenigstens 200 cm betragen. Das ist ohne Spurwechsel nicht zu bewerkstelligen.

Sehr ärgerlich ist es, daß auf vielen schmalen Fahrradstreifen ein sicheres Fahren unter Einhaltung der gebotenen Seitenabstände nicht möglich ist. Um genügend Abstand zu den parkenden Autos einzuhalten, müssen Radler am linken Rand des Streifens fahren. Dort werden sie mit zu geringen Abstand von den Autos überholt, die erwarten, daß die Fahrradfahrer in der Mitte der Streifen fahren.

fahrradstreifen
Auf Radstreifen wie diesen ist ein korrekten Seitenabstand kaum möglich – ärgerlich.

4 Tipps für sichereres Fahren mit dem richtigen Seitenabstand

Genügend Abstand zu parkenden Autos

Halte genügend Abstand zu parkenden Autos. Es gilt zwar das Rechtsfahrgebot, was bedeutet, das man so weit rechts fahren sollte wie möglich. Dabei sollte man sich aber zu keiner Zeit selbst gefährden. Das tust Du, wenn Du mit zu geringen Seitenabstand an parkenden Autos vorbeifährst. So kannst Du nicht reagieren, wenn sich eine Autotür öffnet. Im Fahrradladen haben wir schon oft Kunden gehabt, denen genau dies passiert ist und die dadurch einen Unfall hatten. Der Mindestabstand zu parkenden Autos sollte 100 cm betragen, vom rechten Lenker aus gemessen. Sehr viele Radfahrer haben einen zu geringen Abstand zu den parkenden Autos und gefährden sich dadurch selbst. Außerdem ermöglichen sie dadurch den Autofahrern, sie auf derselben Spur zu überholen. Nimm Dir mal einen Zollstock zur Hilfe und messe aus, wie groß Dein Abstand zu parkenden Autos wirklich sein sollte. Oft schätzen wir den Abstand falsch ein und haben dadurch einen zu geringen Abstand. Wenn Du diesen Abstand einhältst, führt das dazu, dass Du nicht auf der Parkspur, sondern auf der Fahrbahn fährst. Trau Dich das. Du bist ebenso Verkehrsteilnehmer wie ein Autofahrer. Außerdem führt es dazu, dass in der Regel der Autofahrer nun die Spur wechseln muss, um Dich zu überholen. Das erhöht Deine eigene Sicherheit enorm.

Schulterblick

Mit Schulterblick fährst Du sicherer. Der Blick über die linke Schulter führt nicht nur dazu, dass Du alles hinter dir besser wahrnimmst, sondern auch, dass der nachfolgende Verkehr Dich besser wahrnimmt. Wenn ein Autofahrer, der zum überholen ansetzt, Dein Gesicht sieht, verändert sich oft sein Verhalten. Du wirst vom Objekt, einem bewegten Fahrrad, zur Person, die auf dem Fahrrad sitzt. Automatisch überholen viele Autofahrer dadurch mit größerem Seitenabstand. Nun musst Du nicht ständig nach hinten schauen. Aber gerade, wenn Du hörst, dass ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit überholen will, kann es sinnvoll sein.

Breit-Bike

 Ausklappbare Fahrradkörbe

Verbreitere Dein Rad. Fahrradfahrer werden von Autofahrern als recht schmal wahrgenommen. Dadurch wird der notwendige Abstand unterschätz. Helfe den Autofahrern Dich richtig einzuschätzen. Nein, nicht Du sollst breiter werden, nur dein Fahrrad. Wie aber machst Du das? Du kannst zum Beispiel Klappkörbe montieren. Erst einmal montierst Du an Dein Rad eine Gepäckträgerverbreiterung, an denen man seitlich Taschen oder Körbe hängen kann. Dann montierst Du rechts und links von der Gepäckträgerverbreiterung ausklappbare Körbe. Klappst Du diese Körbe nun aus, wird dein Fahrrad hinten wesentlich breiter sein als vorher. Der Effekt ist erstaunlich. Ich habe diese Lösung ursprünglich an mein Rad gebaut, um genügend Stauraum für Familieneinkäufe trotz Kindersitz zu haben. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass die Autos bei ausgeklappten Körben einen wesentlich höheren Seitenabstand einhielten als zuvor. Aus Angst vor Kratzern oder einfach nur wegen der besseren Wahrnehmbarkeit, ich weiß es nicht. Wichtig ist allein das Ergebnis. Auf engen Straßen fahre ich nur noch mit ausgeklappten Körben.

Mit Schwimmnudeln durch den Verkehr schwimmen

Ein anderer Fahrradfahrer hat als Abstandhalter eine Schwimmnudel montiert. Auch er wurde mit Schwimmnudel mit einem weitaus größeren Seitenabstand überholt.

Wie geht es Dir auf der Strasse, wenn Du mit zu geringem Abstand überholt wirst? Hast Du auch noch ein paar Tipps? Dann schicke uns einen Kommentar.

Der ADFC hat hier noch mal sehr übersichtlich alles Wichtige zum Thema Seitenabstand aufgelistet: http://www.adfc.de/misc/filePush.php?mimeType=application/pdf&fullPath=http://www.adfc.de/files/2/110/112/FW_Seitenabstand_20110722.pdf

Wenn Du sehen willst, wie sich die Autofahrer verhalten, wenn eine Schwimmnudel mitfährt, dann schaue hier: http://www.youtube.com/watch?v=hu3On0TfwJc

 

Dagmar Gericke

 

Wenn Fahrradfahrer schwimmen lernen…

Wenn Fahrradfahrer schwimmen lernen…

Die Schwimmnudel

Origineller Abstandhalter für Fahrräder

Wenn Du viel Fahrrad fährst, kennst Du das Problem zur Genüge; mit viel zu wenig Seitenabstand rauschen die Autos an Dir vorbei, der Fahrtwind bringt Dich fast ins Torkeln. Du kannst beinahe die Whatsapp Nachrichten auf dem Smartphone der Autofahrer mitlesen, so gering ist teilweise der Abstand. Auf eine sehr originelle Lösung ist jetzt ein Radler in Bielefeld gekommen, wie in dem folgenden Video zu sehen ist. Das werde ich auch probieren und vor allem meiner Tochter anbauen. Die ist nämlich bereits zweimal von Autofahrern wegen zu geringen Seitenabstand angefahren worden. Außerdem würden unsere Straßen viel bunter aussehen, hätten alle Fahrräder eine Schwimmnudel an Bord. Bisher habe ich diese umständlich verstaut, wenn ich mit meinen kleinen Kindern zum Schwimmbad gefahren bin. Damit ist jetzt Schluß. Second Life für die Schwimmnudel.

 http://www.youtube.com/watch?v=hu3On0TfwJc

 

Radfahrer in Lankwitz tödlich verletzt

Radfahrer in Lankwitz tödlich verletzt

Aus dem BerlinOnline Stadtportal:

Tödlicher Verkehrsunfall

Polizeimeldung vom 18.08.2016
Steglitz – Zehlendorf

Nr.2121
Bei einem Verkehrsunfall wurde heute Mittag in Lankwitz ein Radfahrer tödlich verletzt. Nach bisherigen Ermittlungen soll der Mann mit seinem Rad, kurz nach 12 Uhr die Paul-Schneider-Straße in Richtung Leonorenstraße befahren haben. An der Kreuzung Paul-Schneider-Straße/Kaiser-Wilhelm-Straße, an der der Radfahrer vermutlich weiter geradeaus fahren wollte, soll dann ein 35-jähriger Lkw-Fahrer, der mit seinem Fahrzeug neben dem Mann gefahren sein soll, nach rechts in die Kaiser-Wilhelm-Straße eingebogen sein. Es kam in der Folgen zu dem Zusammenstoß. Der Radfahrer erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen. Der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock und wurde zur ambulanten Behandlungen in ein Krankenhaus gebracht. Der Verkehrsermittlungsdienst der Direktion 4 hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

Dagmar: Ich bin heute um viertel nach 12 genau dort mit meinem Sohn vorbeigefahren. Alles war weiträumig abgesperrt, Krankenwagen, Polizei. Eine Stunde später auf dem Rückweg war immer noch alles abgesperrt. Mir war sofort klar, daß es einen sehr schlimmen Unfall mit Fahrrad oder Fußgänger gegeben haben muß. Ein Anwohner sagte mir, daß es einen Unfall mit einem LKW gegeben hatte. Mit 17 Jahren hatte ich genau so einen Unfall selbst erlebt und im Rückblick empfinde ich es als Wunder, daß ich überlebt habe, während mein Fahrrad überrollt wurde. Das ist sehr lange her. Seitdem gab es viele tödliche Unfälle, doch kaum etwas ist zum Schutz der Radfahrer geschehen. Das macht mich unglaublich traurig und wütend. Als ich nach Hause fuhr, sah ich ein Wahlplakat der CDU: „Fließender Verkehr, nur mit uns.“ Das erschien mir richtig zynisch. Egal wieviel Tote, Hauptsache, der Verkehr fließt. Natürlich bin ich selber seit meinem Unfall als Jugendliche sehr, sehr vorsichtig geworden, Schulterblick, Augenkontakt, notfalls warten…. Noch besser jedoch wäre es, wenn der Verkehr und die baulichen Veränderungen an Straße und LKWs tödliche Unfälle auf ein Minimum reduzieren oder ganz verhindern könnten. Es gibt nun mal nicht nur erfahrene Radfahrer, die mit allem rechnen. Auch die anderen, Kinder, Jugendliche, Gelegenheitsfahrer, ältere Leute, sollten sicher fahren können. Statt dessen; wieder nur ein Geisterrad mehr.