Einmal quer durchs Schlitzerland mit dem Rad
Perfektes Wetter für eine Radtour
Optimales Fahrradwetter, rief die Wettervorhersage, nicht zu heiß, nicht zu kalt, trocken, wenig Wind. Also checkte ich Kinderanhänger und Fahrrad durch, packte ein Pannenset und Essen und startete mit meiner fast vierjährigen Tochter Miri im schönen Burgenstädtchen Schlitz. Ich bin gerade mit ihr alleine hier, weil sie ihre Mama mal ganz für sich wollte. Wir lassen uns es beide hier gut gehen und heute stand eine Radtour an.
Was hat kürzeste Fluss Deutschlands mit der größten Weihnachtskerze der Welt gemein?
Schlitz ist ein hübsches kleines Fachwerkstädtchen mit historischem Altstadtkern und 4 Burgen. Die Schlitzer haben ein eigenes Geldstück kreiert, den Burgentaler, mit dem man hier einkaufen kann und statt Halloween wird hier das Runkelrübenfest gefeiert. Vor einigen Jahren hat sich hier die Landesmusikakademie Hessen angesiedelt und so kommen viele Besucher in die kleine Stadt, die mit den umliegenden Dörfern gerade mal 10 000 Einwohner hat. Trotz der geringen Größe kann Schlitz mit 2 Rekorden aufwarten, dem kürzesten Fluss Deutschlands, die Schlitz und der größten Weihnachtskerze der Welt. Dafür wird dem Burgturm im Winter ein rotes Kleid übergeworfen und oben auf dem verkleideten Turm glüht eine Lichterkette.
Ich startete also am kürzesten Fluss Deutschlands und fuhr ein Stück den Radfernweg R1 entlang, bis ich Richtung Fraurombach abbog. Dort gibt es in einer Kirche prächtige Wandmalereien zu bewundern. Hinter Fraurombach fuhren wir unter der großen ICE-Brücke durch, unter der jedes laut gesprochene Wort als Echo zurückhallte . Weiter ging es quer durch den Wald nach Michelsrombach. Im Stadtkern von Michelsrombach steht ein alter großer Lindenbaum, der von einer niedrigen Mauer umgeben ist. Dort wurde im Mittelalter Gericht gehalten.
Hinter Michelsrombach habe ich die Radweghinweisschilder leider verloren und bin etwas nach Gefühl gefahren. Leider waren auf dieser Strecke auch gefühlt 100 Bremsen hinter mir her. Ich kam bergauf nur langsam voran und die Bremsen nutzten dies für eine Blutmalzeit. Miri ließen die Plagegeister zum Glück in Ruhe.
Alle Wege führen nach Pfordt, nur wie?
Da ich nun wieder auf die andere Seite der ICE-Strecke gelangen musste, fuhr ich ein Stück Autostrasse entlang. Die Strasse war zum Glück sehr gering befahren. Allerdings ging es gefühlt 3 Kilometer nur bergauf. Mit dem Anhänger kam ich ziemlich ins schwitzen. Nach einer Weile kam ein geteerter Waldweg, der nach Künzell zurück zum R1 führte. Ich bog dort ein und genoss es, auf angenehmer Strecke durch den Wald zu fahren. Nach einem Kilometer endete der Teerweg und es ging links auf einem Schotterweg bergab. Die ganze Strecke war doch länger als ich geplant hatte. An einer Wegkreuzung schaute ich auf der Karte, ob ich hier Richtung Pfordter Seen abkürzen könnte. Da kamen zwei Mountainbiker des Weges. „ Komme ich auf dem Weg auch nach Pfordt?“ fragte ich sie. „Ja“, antwortete der ältere von beiden,“ aber ich würde es mir an deiner Stelle dreimal überlegen, ob Du da lang fährst.“ „ Wieso?“ hakte ich nach. „ Schau uns doch mal an,“ sagte der Mountainbiker. Da sah ich, dass sie über und über mit Schlamm bespritzt waren. „Nee, da nehme ich doch lieber den längeren Weg,“ murmelte ich, während die Mountainbiker auf den nächsten Schlammweg einbogen.
Kuchenschmaus im Dorfhaus
Jetzt ging es fast nur bergab, bis ich in Kämmerzell am Friedhof herauskam. Ab dort kannte ich mich aus, denn Kämmerzell lag am R1 auf der Strecke Fulda-Schlitz. Die Strecke bin ich schon häufig gefahren und ich wusste, mein nächstes Ziel, Pfordt, war nicht mehr weit. Miri absolvierte gerade einen Mittagsschlaf im Anhänger. Ich genoss es, durch das liebliche Fuldatal zu fahren, bis zum Pfordter See. Kurz danach kamen wir in Pfordt, wo heute beim Feuerwehrhaus das jährliche Dorffest gefeiert wurde. Miri wachte auf und wir nutzten das Dorffest für eine Pause. Die dorfübliche Verköstigung in Form von Currywurst und Steak ließ ich links liegen, aber vom Kuchenbuffet im Gemeindehaus nahmen wir ein paar leckere Obstkuchen. Wir hatten inzwischen ja ziemlichen Hunger.
Zurück nach Schlitz
Miri tobte dort noch auf dem Spielplatz, während und ich zufrieden in der Sonne saß und mich ausruhte. Bis Schlitz waren noch 5 km zu fahren, das geht schnell. Am späten Nachmittag, kam ich müde, aber glücklich wieder mit Miri in Schlitz an. Hier in der Gegend gibt es wirklich wunderbare Fahrradwege zu erfahren. Auch wenn ich die Gegend um Schlitz schon etwas kenne, so bleibe ich oft auf den bekannten Wegen. Es lohnt sich doch immer mal, neue Wege zu nehmen, denn ich habe heute viele unbekannte Ecken hier entdeckt.
Buchtip: Radfernwege in Deutschland
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