Browsed by
Schlagwort: Spaß

Auf dem R1 von Schlitz nach Fulda

Auf dem R1 von Schlitz nach Fulda

Radfahren ist Mama-Zeit – unterwegs auf dem Fernradweg R1

Endlich mal wieder was mit Mama alleine unternehmen, das wünschte sich mein siebenjähriger Sohn Samuel. Ich schlug ihm eine Fahrradtour von unserem Ferienort Schlitz in die Barockstadt Fulda vor. Das romantische Burgenstädtchen Schlitz ist eine Ausgangslage für viele Radtouren in der Region, denn hier in der Nähe verlaufen verschiedene regionale und nationale Radfernwege. Besonders für Familien mit Kindern eignen sich die Wege, denn obgleich die Gegend durch Hügel und sanfte Berge geprägt ist, verlaufen viele Radwege an Flüssen oder entlang der ehemaligen Bahntrasse.

Diesmal würden wir einen Teil des Fernradwegs R1 entlangfahren. Die Strecke nach Fulda ist bis auf wenige Steigungen sehr eben und somit für meinen Zweitjüngsten bestens geeignet.

Start der Radtour
Start der Radtour

Los geht’s mit vollen Taschen

Die Taschen vollgepackt mit Leckereien und Pannenwerkzeug, starteten wir nach einem späten Frühstück. Bereits 300 m von unserem Haus entfernt begann der erste Radweg entlang der Schlitz. Der Fluss Schlitz, nach dem das Städtchen Schlitz benannt wurde, ist der kürzeste Fluss Deutschlands. Nach gut einem Kilometer geht der Radweg in den R1 über. Wir fahren weiter auf dem R1 am Fuße des Tempelbergs. Dort muss mein Kleiner die erste Steigung bewältigen, was er mit seinem Kinderrad und starkem Willen gut schafft. Danach können wir es laufen lassen bis Pfordt. In Pfordt gibt es eine Bett und Bike Unterkunft für müde Radler. Die brauchen wir aber noch nicht. Im schattigen Gartencafe der Pension sitzen einige E-Radler und trinken, während ihr Bike lädt.

Die Strecke am Pfordter See
Die Strecke am Pfordter See
Im Pfordter See kann man auch baden
Im Pfordter See kann man auch baden
Der Baumstamm ist wie gemacht für eine Pause
Der Baumstamm ist wie gemacht für eine Pause

Wir aber fuhren weiter durch den Ort und ein kurze Strecke auf der Landstraße bis zum Pfordter See. Hier ging der Radweg etwas holperig weiter. Nach dem Pfordter See bekam Samuel Hunger und wir legten auf eine Pause ein. Ein alter Baumstamm war unser Tisch und wir erfrischten uns an einer saftigen Honigmelone.

 

 

Der alte Wachturm der Lüdermunder Warte
Der alte Wachturm der Lüdermunder Warte

Vom Wachturm bis zur Braut

Gestärkt fuhr Samuel weiter. Bald verließen wir das Schlitzer Land. An der Grenze zum Landkreis Fulda steht noch ein alter Wachturm der Lüdermunder Warte. Mein Angebot, ihn sich genauer anzuschauen, lehnte Samuel ab. Er wollte es jetzt ohne weitere Pause bis Fulda schaffen. Wir ließen den Wachturm hinter uns und fuhren durch Lüdermund. Dort wartete gerade eine Hochzeitsgesellschaft auf das Brautpaar vor der Dorfkirche. Das Brautpaar wollten wir auch sehen. Also stellten wir uns zu den Gästen, bis Braut und Bräutigam endlich kamen. Samuel bewunderte die schöne Braut und ihr wundervolles Kleid. Hochzeiten haben für Kinder etwas Magisches. Beim Weiterfahren erzählte ich ihm von meiner Hochzeit mit seinem Papa und er sagte, er will unbedingt auch heiraten.

 

Da freute sich das ganze Land - Hochzeit
Da freute sich das ganze Land – Hochzeit
Da fahren Kanus!
Da fahren Kanus!

Kurz vor Fulda ist es sehr eben
Kurz vor Fulda ist es sehr eben
Entlang der Fulda
Entlang der Fulda

 

Kurz hinter Lüdermund fuhren wir über eine hölzerne Brücke. Samuel hielt an und schaute auf die Fulda, die unter uns durch floss. Wir entdeckten ein Kanu, das im flachen Wasser steckengeblieben war. Die Kanufahrer fluchten und fragten uns, welches Dorf dies sei. „Lüdermund,“ riefen wir ihnen zu, da löste sich ihr Kanu und sie paddelten mit 2 anderen Booten weiter. Samuel wollte auch unbedingt mal Kanu mit mir fahren, am besten einen Sechs-Sitzer.

Zu Fuß durch Deutschland

Jetzt ging es ein kleines Stück bergauf durch einen Wald. Samuel schob sein Rad diesmal den Hügel hinauf. Nach dem Wald fuhren wir neben den Auen im Fuldatal. Die letzten Kilometer bis Fulda waren sehr eben, was gut war, denn Samuel war schon etwas müde. Kurz vor Fulda fuhren wir an einer blonden jungen Frau mit einem schweren Rucksack und Wanderstöcken vorbei. „Das sieht so aus, als ob Du schon lange unterwegs bist, “ sprach ich sie an. Sie nickte: „Ich wandere durch Deutschland.“

„Super. Und wo bist Du gestartet?“ fragte ich sie. „ In Sylt und ich laufe bis ins Allgäu.“ „Eine gute Reise noch,“ wünschte ich ihr und fuhr mit Samuel weiter bis zu einer Tankstelle. Dort holten wir uns ein Eis und suchten uns am Radweg eine Bank, auf der wir Pause machen konnten. Da kam die Wanderin wieder an uns vorbei. Wir erkannten uns und sie blieb bei uns stehen.

Ich packte gerade unser Essen aus und fragte sie: „Möchtest Du auch ein Brötchen?“ „Da sag ich nicht nein“, lächelte sie. Sie setzte sich neben uns und ich schmierte ihr ein Roggenbrötchen mit vegetarischer Pastete, belegt mit Gartentomaten. Ich reichte es ihr und sie aß mit sichtbaren Appetit. Unser restliches Essen teilte ich auch und auch Samuel bot ihr von seinen Brezeln an. Wir redeten beim Essen über die Schönheit des Wanderns und wie gut es tut, nur mit sich zu sein. Dann brach sie auf, um zur Jugendherberge in Fulda zu kommen. Ich fuhr mit Samuel zum nächsten Spielplatz, wo er mit neuer Energie auf dem Klettergerüst turnte.

Endlich angekommen
Angekommen
Klettern geht immer.
Klettern geht immer.

Zurück mit Tempo

Für heute ist er genug gefahren. Wir blieben noch eine Weile in Fulda und er traf seinen Papa für den Rückweg. Ich fuhr alleine denselben Weg zurück nach Schlitz in einen wunderbaren Sonnenuntergang hinein. Ich brauchte nur ein Viertel der Zeit, die ich für den Hinweg brauchte. Aber mit Kindern fahren heißt auch immer, sich Zeit für all das zu nehmen, was rechts und links des Weges liegt. Dadurch entdecke ich auch immer wieder Neues und hatte dabei einen schönen Tag mit meinen Sohn.

Dagmar Gericke

 

Mein Rückweg alleine
Mein Rückweg alleine

 

 

 

 

 

 

 

 

Karte zur Tour:

Fulda-Radweg

Publicpress.de

ISBN 978-3-89920-303-5

Wenn Fahrradfahrer schwimmen lernen…

Wenn Fahrradfahrer schwimmen lernen…

Die Schwimmnudel

Origineller Abstandhalter für Fahrräder

Wenn Du viel Fahrrad fährst, kennst Du das Problem zur Genüge; mit viel zu wenig Seitenabstand rauschen die Autos an Dir vorbei, der Fahrtwind bringt Dich fast ins Torkeln. Du kannst beinahe die Whatsapp Nachrichten auf dem Smartphone der Autofahrer mitlesen, so gering ist teilweise der Abstand. Auf eine sehr originelle Lösung ist jetzt ein Radler in Bielefeld gekommen, wie in dem folgenden Video zu sehen ist. Das werde ich auch probieren und vor allem meiner Tochter anbauen. Die ist nämlich bereits zweimal von Autofahrern wegen zu geringen Seitenabstand angefahren worden. Außerdem würden unsere Straßen viel bunter aussehen, hätten alle Fahrräder eine Schwimmnudel an Bord. Bisher habe ich diese umständlich verstaut, wenn ich mit meinen kleinen Kindern zum Schwimmbad gefahren bin. Damit ist jetzt Schluß. Second Life für die Schwimmnudel.

 http://www.youtube.com/watch?v=hu3On0TfwJc

 

Auf dem Bahnradweg zur Burgruine:

Auf dem Bahnradweg zur Burgruine:

Mit dem Rad zu den Rittern

 Von Schlitz nach Wartenberg

Auf was freuen sich Kinder in jedem Alter: natürlich auf eine alte Burgruine! Also war unser Ziel heute die Burgruine Wartenberg, die wir bequem auf den Bahnradweg Hessen erreichen konnten. Der Bahnradweg Hessen führt auf ehemaligen Bahntrassen von Hanau bis Bad Hersfeld über insgesamt 316 Km. Die Strecke ist eben, meist fernab von Autostrassen und in landschaftlich reizvollen Gegenden. Die Strecken sind daher sehr gut für Kinder geeignet, weil es kaum Steigungen gibt. Diesmal waren wir zu fünft, mein Bruder und sein elfjähriger Sohn, und meine beiden jüngeren Kinder Miri und Samuel. Wir starteten in der romantischen Burgenstadt Schlitz im Schlosspark. Am Freibad vorbei ging es nach kurzer Strecke auf den Radweg 7A, der über eine lange Holzbrücke nach Bernshausen führt. Die Holzbrücke liebten die Kinder, zu schön ist das Geräusch, wenn man über die Bohlen fährt. Im nächsten Dorf legten wir schon die erste Pause ein, denn wir kamen an einem Spielplatz vorbei, der natürlich nicht stehengelassen werden durfte.

EIn Spielplatz am Radweg erfreut die Kinder
EIn Spielplatz am Radweg erfreut die Kinder
Die Beine-Baumel-Bank
Die Beine-Baumel-Bank
Der Bahnradweg ührt durch wunderschöne Täler
Der Bahnradweg ührt durch wunderschöne Täler

 

 

Und in Ützhausen wartete die Bank zum Beine baumeln. Das musste getestet werden.

Auch das nächste Teilstück war kurz, denn am Waldrand lockte ein Abhang, der erklettert werden musste, die Kinder. Einmal rauf und auf dem Hosenboden wieder runter, dann ging es weiter.

In der Kurstadt Bad Salzschlirf mussten wir ein kurzes Stück auf die Autostrasse. Das war selbst mit den jüngeren Kindern kein Problem, da es nur 300m auf einer extrem gering befahrenen Strasse war.

In der Ferne lockt die Burg…

Hinter Bad Salzschlirf ging es bergauf und mein Sechsjähriger stöhnte. Aus Berlin ist er keine Anhöhen gewohnt. Als es aber bergab ging, war alles wieder gut. Bald schon sahen wir aus der Ferne die Burgruine Wartenberg und die Kinder jubelten. Über einen Wiesenweg kamen wir zu einer Treppe, die hoch zur Burg führte. Mein Bruder und ich nahmen lieber den Umweg um den Berg, denn auf der anderen Seite war ein befestigter Weg, der zur Burg hochführte. Die Jungs aber wollten mit ihren Rädern die Treppe hochsteigen. Im Vertrauen, dass sie es schon schaffen würden, ließen wir sie dort. Und tatsächlich, als wir endlich oben waren, lachten uns die Jungs schon entgegen.

Die Jungs nahmen den kürzeren Weg hinauf.
Die Jungs nahmen den kürzeren Weg hinauf.

Die Burg selber ist ein riesiger Abenteuerspielplatz für die Kinder. Sie sprangen über Gruben, balancierten auf den Mauern und schauten vom Turm herab in Tal. Gerade kämpften auch ein paar „echte“ Ritter auf der Wiese vor dem Burgfried, begleitet von ein paar Burgfräuleins. Für die Turniersaison im Herbst muß man sich ja fit halten.

Die Burgruine Wartenberg ist ein wunderbares Ziel für Familien und super mit dem Fahrrad zu erreichen. Im Burghof ist eine Wiese, die sich sehr gut für ein Picknick eignet und es gibt saubere Toiletten und Wasser vor der Burg. Dank eines aktiven Fördervereins ist die gesamte Burg in einem Topzustand. Doch trotzdem ist es ein Ort der Ruhe. Auf den Burgmauern sitzend, lassen wir Erwachsenen den Blick in Tal schweifen. Wir verbrachten einige entspannte Stunden auf der Burg, bevor wir uns am Abend wieder auf den Rückweg machten.

Einmal alle Mauern ablaufen...
Einmal alle Mauern ablaufen…

Die besondere Bahnschranke…

Wenn man etwas Zeit hat, sollte man sich eine besondere Atraktion nicht entgehen lassen. Auf dem Weg von der Ruine nach Wartenberg sind Bahngleise zu überqueren, die mit einer Schranke gesichert sind. Vor der Schranke ist eine Fernsprechanlage installiert, über die man den Bahnwärter im nächsten Ort anrufen kann. Gibt er die Gleise frei, hebt sich die Schranke und man kann durch. Danach muß man sich noch mal beim Bahnwärter melden, dass alle durch sind. Die Kinder finden das total abgefahren.

Es war wieder ein schöner Fahrradausflug und machte mir Lust auf eine der nächsten reizvollen Wege, die Fahrt mit dem Rad durch den Milseburgtunnel. Mal sehen, ob wir es in diesem Sommer noch schaffen.

Radtouren machen einfach Spaß
Radtouren machen einfach Spaß

http://www.gemeinde-wartenberg.de/vereine/foerdergemeinschaft/Index.htm

Buchtipp: Bahnradweg Hessen,Verlag Esterbauer

Infos über Bahnradwege

 

Mitradgelegenheit – eine Plattform für das gemeinsame Radeln

Mitradgelegenheit – eine Plattform für das gemeinsame Radeln

Zusammen fahren ist schöner…

Die meisten schlagen sich mit dem Rad alleine durch den Verkehr. Dabei bietet das gemeinsame Fahren einige Vorteile. Ihr werdet besser gesehen, es ist unterhaltsamer und nebenbei lernt Ihr neue Menschen und Strecken kennen. Radeln Kinder zusammen, sind sie viel sicherer, weil sie als Gruppe besser wahrgenommen werden. So trauen sich vielleicht auch mehr Eltern, ihre Kinder mal zur Schule radeln zu lassen. Die Webseite Mitradgelegenheit.de bietet eine Plattform, um solch gemeinsames Radeln zu organisieren, Strecken einzutragen und Radevents zu planen.

http://mitradgelegenheit.de/static/about

Was ist eigentlich so geil am Radfahren?

Was ist eigentlich so geil am Radfahren?

Erinnert Ihr Euch noch an eure ersten Wege mit dem Rad? Wie habt Ihr Radfahren gelernt? Und was bedeutet Radfahren für Euch? Marko erklärt hier, warum Radfahren Freiheit in sein Leben gebracht hat und was diese Freiheit bedroht. Hier ist sein Beitrag:

Was ist eigentlich so geil am Radfahren?

Zuerst einmal das Gefühl….

Ich weiß noch, wie ich als Kind Radfahren lernte. Ständig vergaß ich zu treten, wurde zu langsam, schlingerte und drohte zur Seite zu kippen. Mein Vater lief hinter mir her und schrie unablässig: Treten! Treten! Treten! Dabei stieß er mir mit der Faust in den Rücken. Ich war in Tränen aufgelöst. Es war ein Alptraum.

Doch als ich es konnte, war es unglaublich. Wie leicht das ging! Und das Gefühl war so was von geil! Ich fühlte mich wie der Größte. Plötzlich boten sich mir völlig neue Möglichkeiten, mein Erfahrungshorizont weitete sich immens. Ich konnte einfach mal runter zum Kastanienbaum fahren, Kastanien runter werfen, und danach ganz schnell wieder nach Hause. Oder meine Freunde im Nachbardorf besuchen, ganz unabhängig von meinen Eltern. Und das mit geringem Kraftaufwand. Es war einfach irre, nach mühsamer Bergauffahrt die Berge hinunter zu rauschen, so schnell, dass es mir die Tränen in die Augen trieb und die Haare nur so flogen. Doch schon bald war es ganz normal.

Das Rad, ein Alltagsgegenstand.

Heute ist das Radfahren für uns selbstverständlich geworden. Wir erledigen so unsere Einkäufe, packen zwei Kindersitze drauf, um unsere Kinder zum Kinderladen zu bringen, schnappen uns ein Rennrad, um schnell mal ein paar Runden zu drehen, nehmen das Mountainbike und den Hund, um zusammen eine Prise Waldluft zu schnappen.

Nichts Besonderes dabei.

Das Besondere am Radfahren – die geniale Leichtigkeit.

Dabei ist das Geniale, dass es so einfach ist. Diese Leichtigkeit, die uns gar nicht mehr bewusst wird, ist das Besondere am Radfahren. Wir nehmen das Rad, das an der Hauswand lehnt, schwingen ein Bein über den Sattel und los geht’s. Ist das nicht irre?

Mir wurde das erst wieder bewusst, als ich eine Kundin aus den Staaten im Laden hatte, die ein Rad mieten wollte. Misstrauisch fragte sie: „Und das stimmt, dass man hier keinen Helm tragen muss?“  „Ja“, sagte ich. „Das Tragen eines Helmes ist jedem selbst überlassen.“  „Wie wunderbar“, strahlte die Frau mittleren Alters. Sie blühte völlig auf. „Das ist ja ein herrliches Gefühl, einfach losfahren zu können! Bei uns würde das nicht gehen.“

Diese Verwandlung zu sehen, wie aus der skeptischen Frau eine Leidenschaft und eine Freude hervor brach, die man erst gar nicht vermutet hätte, wegen so einer kleinen Sache, die man sonst vielleicht eher als Lappalie abgetan hätte, öffnete mir die Augen. Hier in Berlin ohne Helm Rad fahren zu können, ohne fürchten zu müssen, jeden Augenblick von der Polizei rausgewunken und zur Kasse gebeten zu werden, das war für sie ein Höhepunkt ihres Berlin- Besuchs. Mit welch kleinen Dingen man doch Menschen erfreuen kann. In diesem Moment wurde mir bewusst, was es bedeutet, wenn Menschen im Zusammenhang mit dem Radfahren von Freiheit sprechen.

Was hat Radfahren mit Freiheit zu tun?

Wenn man, um Rad zu fahren, erst einen Helm suchen muss, diesen aufsetzen, zurechtzupfen und den Verschluss schließen muss, das alles vielleicht bei 28 Grad und Sonnenschein, dann noch Helme für die Kinder, dazu vielleicht noch eine grellgelbe sogenannte Sicherheits- Weste mit silbernen Reflektorstreifen und der Aufschrift auf dem Rücken: Autofahrer, 1,5 m Seitenabstand halten, hervorkramen muss, dann geht ein Stück Leichtigkeit verloren.

Noch dazu muss man am Rad auch tagsüber Frontreflektor, Heckreflektor, Seitenreflektoren, Pedalreflektoren, Lampe vorn, Rücklichtlampe, Dynamomaschine und wer weiß, in der Zukunft vielleicht noch Rückenpanzer, Ellenbogen- und Knieschützer, Front- und Seitenairbags mitführen. Irgendwann vielleicht das Schweizer Nummernschild mit Versicherungspolice, die ja nur ca. umgerechnet 9 Euro im Jahr kostet, wie die Schweizer begeistert kundtun, auch wenn sie das einzige Land der Welt sind, die das den Radlern aufbürden.

Und schlussendlich muss man noch 2 schwere Schlösser ans Rad montieren, um nicht plötzlich ohne Rad dazustehen. Und so geht irgendwann die Leichtigkeit verloren und immer weniger Leute fahren mit Freude Rad. So wie jetzt schon kaum noch Kinder ihre Alltagswege mit dem Rad zurücklegen. Aber Ordnung muss sein. Wo kämen wir denn hin, Ordnung und Sicherheit, die höchsten Tugenden in unserm Land.

Wann kommt die Helmpflicht für Fussgänger?

Da frage ich mich natürlich, warum tragen denn die Autofahrer keinen Helm, wo doch die häufigsten Verletzungen von Autofahrern Kopfverletzungen sind? Und wann kommt eigentlich die Helmpflicht für Fußgänger, die  Treppen und Leitern hinunter stürzen könnten. Vielleicht sollte man Gebrechlichen und Alten am Besten das Gehen verbieten, um sie vor sich selbst in Sicherheit zu bringen? Und Kindern, die laufen lernen, und sich ständig den Kopf am Tisch stoßen, einen Vollvisierhelm verpassen.

Anstatt die Ursachen für Unfälle anzugehen, wird hauptsächlich an den Symptomen, an den Folgen herumgedoktert, und möglichen Gefährdungspotentialen durch eine Verbieten- Kultur begegnet. Demjenigen, der von sich aus keinen bedroht, wird die Pflicht auferlegt, sich immer mehr zu schützen. Aber nicht als freie Entscheidung.

Das Traurige an der Geschichte ist, dass dadurch die Freiheit der Menschen immer weiter eingeschränkt wird unter der Devise, aus Sicherheitsgründen geschlossen. Der schleichende Tod der Freiheit.

Deshalb brauchen wir Alternativen, Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen, Menschen, die für die Freiheit eintreten. Denn zuerst stirbt die Freiheit, dann der Mensch. Marko Teubert

Das Leben ist bunt
Das Leben ist bunt

 

 

 

 

 

 

 

…Alle, die von Freiheit träumen,
Sollen’s Feiern nicht versäumen,
sollen tanzen auch auf Gräbern.
Freiheit, Freiheit,
Ist das einzige, was zählt.
Freiheit, Freiheit,
Ist das einzige, was zählt.

Marius Müller-Westerhagen

Einmal quer durchs Schlitzerland mit dem Rad

Einmal quer durchs Schlitzerland mit dem Rad

Perfektes Wetter für eine Radtour

Optimales Fahrradwetter, rief die Wettervorhersage, nicht zu heiß, nicht zu kalt, trocken, wenig Wind. Also checkte ich Kinderanhänger und Fahrrad durch, packte ein Pannenset und Essen und startete mit meiner fast vierjährigen Tochter Miri im schönen Burgenstädtchen Schlitz. Ich bin gerade mit ihr alleine hier, weil sie ihre Mama mal ganz für sich wollte. Wir lassen uns es beide hier gut gehen und heute stand eine Radtour an.

Hutzdorf bei Schlitz
Hutzdorf bei Schlitz

Was hat  kürzeste Fluss Deutschlands mit der größten Weihnachtskerze der Welt gemein?

Schlitz ist ein hübsches kleines Fachwerkstädtchen mit historischem Altstadtkern und 4 Burgen. Die Schlitzer haben ein eigenes Geldstück kreiert, den Burgentaler, mit dem man hier einkaufen kann und statt Halloween wird hier das Runkelrübenfest gefeiert. Vor einigen Jahren hat sich hier die Landesmusikakademie Hessen angesiedelt und so kommen viele Besucher in die kleine Stadt, die mit den umliegenden Dörfern gerade mal 10 000 Einwohner hat. Trotz der geringen Größe kann Schlitz mit 2 Rekorden aufwarten, dem kürzesten Fluss Deutschlands, die Schlitz und der größten Weihnachtskerze der Welt. Dafür wird dem Burgturm im Winter ein rotes Kleid übergeworfen und oben auf dem verkleideten Turm glüht eine Lichterkette.

 

 

Was guckst Du so - na klar haben Rinder Hörner!
Was guckst Du so – na klar haben Rinder Hörner! Rinder am R1.

Ich startete also am kürzesten Fluss Deutschlands und fuhr ein Stück den Radfernweg R1 entlang, bis ich Richtung Fraurombach abbog. Dort gibt es in einer Kirche prächtige Wandmalereien zu bewundern. Hinter Fraurombach fuhren wir unter der großen ICE-Brücke durch, unter der jedes laut gesprochene Wort als Echo zurückhallte . Weiter ging es quer durch den Wald nach Michelsrombach. Im Stadtkern von Michelsrombach steht ein alter großer Lindenbaum, der von einer niedrigen Mauer umgeben ist. Dort wurde im Mittelalter Gericht gehalten.

Die Gerichtslinde in Michelsrombach
Die Gerichtslinde in Michelsrombach

Hinter Michelsrombach habe ich die Radweghinweisschilder leider verloren und bin etwas nach Gefühl gefahren. Leider waren auf dieser Strecke auch gefühlt 100 Bremsen hinter mir her. Ich kam bergauf nur langsam voran und die Bremsen nutzten dies für eine Blutmalzeit. Miri ließen die Plagegeister zum Glück in Ruhe.

Ich freue mich über den schönen ebenen Weg nach dem Berg.
Ich freue mich über den schönen ebenen Weg nach dem Berg.

Alle Wege führen nach Pfordt, nur wie?

Da ich nun wieder auf die andere Seite der ICE-Strecke gelangen musste, fuhr ich ein Stück Autostrasse entlang. Die Strasse war zum Glück sehr gering befahren. Allerdings ging es gefühlt 3 Kilometer nur bergauf. Mit dem Anhänger kam ich ziemlich ins schwitzen. Nach einer Weile kam ein geteerter Waldweg, der nach Künzell zurück zum R1 führte. Ich bog dort ein und genoss es, auf angenehmer Strecke durch den Wald zu fahren. Nach einem Kilometer endete der Teerweg und es ging links auf einem Schotterweg bergab. Die ganze Strecke war doch länger als ich geplant hatte. An einer Wegkreuzung schaute ich auf der Karte, ob ich hier Richtung Pfordter Seen abkürzen könnte. Da kamen zwei Mountainbiker des Weges. „ Komme ich auf dem Weg auch nach Pfordt?“ fragte ich sie. „Ja“, antwortete der ältere von beiden,“ aber ich würde es mir an deiner Stelle dreimal überlegen, ob Du da lang fährst.“ „ Wieso?“ hakte ich nach. „ Schau uns doch mal an,“ sagte der Mountainbiker. Da sah ich, dass sie über und über mit Schlamm bespritzt waren. „Nee, da nehme ich doch lieber den längeren Weg,“ murmelte ich, während die Mountainbiker auf den nächsten Schlammweg einbogen.

An der Fulda gibt es noch eine Furt.
An der Fulda gibt es noch eine Furt.

Zu kühl zum Baden und so liegt der Pfordter See heute ruhig da.
Zu kühl zum Baden und so liegt der Pfordter See heute ruhig da.

Kuchenschmaus im Dorfhaus

Jetzt ging es fast nur bergab, bis ich in Kämmerzell am Friedhof herauskam. Ab dort kannte ich mich aus, denn Kämmerzell lag am R1 auf der Strecke Fulda-Schlitz. Die Strecke bin ich schon häufig gefahren und ich wusste, mein nächstes Ziel, Pfordt, war nicht mehr weit. Miri absolvierte gerade einen Mittagsschlaf im Anhänger. Ich genoss es, durch das liebliche Fuldatal zu fahren, bis zum Pfordter See. Kurz danach kamen wir in Pfordt, wo heute beim Feuerwehrhaus das jährliche Dorffest gefeiert wurde. Miri wachte auf und wir nutzten das Dorffest für eine Pause. Die dorfübliche Verköstigung in Form von Currywurst und Steak ließ ich links liegen, aber vom Kuchenbuffet im Gemeindehaus nahmen wir ein paar leckere Obstkuchen. Wir hatten inzwischen ja ziemlichen Hunger.

 

Miri schmeckts!
Miri schmeckts!
Traktor zum Spielen auf dem Dorffest.
Traktor zum Spielen auf dem Dorffest.
Hier können die Schlitzer Gemüse direkt beim Bauern kaufen.
Hier können die Schlitzer Gemüse direkt beim Bauern kaufen.

Zurück nach Schlitz

Miri tobte dort noch auf dem Spielplatz, während und ich zufrieden in der Sonne saß und mich ausruhte. Bis Schlitz waren noch 5 km zu fahren, das geht schnell. Am späten Nachmittag, kam ich müde, aber glücklich wieder mit Miri in Schlitz an. Hier in der Gegend gibt es wirklich wunderbare Fahrradwege zu erfahren. Auch wenn ich die Gegend um Schlitz schon etwas kenne, so bleibe ich oft auf den bekannten Wegen. Es lohnt sich doch immer mal, neue Wege zu nehmen, denn ich habe heute viele unbekannte Ecken hier entdeckt.

Buchtip: Radfernwege in Deutschland

 

 

Wieder zurück in Schlitz
Wieder zurück in Schlitz

 

11 Gründe, warum Fahrradfahren Dich zu einem zufriedeneren Menschen macht

11 Gründe, warum Fahrradfahren Dich zu einem zufriedeneren Menschen macht

11 Gründe, die überzeugen:

  1. Du bewegst Dich an der frischen Luft. Dein Gehirn bekommt Sauerstoff und die Haut wird gut durchblutet. Bewegung führt zu Stressabbau.
  2. Du bleibst fit. Wer seine Alltagswege vor allem mit dem Rad erledigt, tut was für seine körperliche Fitness, ganz nebenbei.
  3. Fahrradfahren ist sexy. Du bleibst

    Read More Read More

Marko

Marko

Marko: Wie alles begann…

Vor vielen Jahren habe ich angefangen, Fahrräder zu recyclen. Ich fand es schade, dass immer wieder Fahrräder weggeschmissen wurden, obwohl oft noch brauchbare Teile daran waren. Da in Berlin überall kaputte Fahrräder herum lagen, sammelte ich sie auf und baute aus mehreren defekten Fahrrädern wieder heile zusammen. Das war zwar sehr zeitaufwändig, aber auch ein Erfolgserlebnis, wenn nach nächtelanger Schrauberei aus der Fahrradleiche ein funktionstüchtiges Gefährt geworden war. Und wenn es mir dann ein Student frohen Mutes abkaufte, war es mehr als befriedigend. So fing also alles an. Learning by doing.

Vom Fahrradmechaniker zum Kaufmann

Da ich oft in diverse Fahrradläden kam, um Ersatzteile zu besorgen, und dabei immer wieder völlig widersprüchliche Auskünfte erhielt und nicht selten genervt abgewimmelt wurde, fasste ich eines Tages den Entschluss: Das kann ich besser. Und ich will meine Kunden so behandeln, wie ich selbst behandelt werden will. Der Kunde soll ernst genommen werden, die Kosten sollen nachvollziehbar sein. Der Kunde soll wissen, wofür er bezahlt. Außerdem liebte ich die Herausforderung, ein Fahrrad wieder hin zu bekommen, wo andere verzweifelt waren.

Nach einer Metall- Grundausbildung wurde ich Kaufmann und gründete einen Fahrradladen. Das fiel mir leicht, da mich der Bereich Kommunikation brennend interessierte und wir zum Thema Fahrrad in unserer Familie bereits reichlich Erfahrung gesammelt hatten. Sowohl im Sommer, als auch im Winter erledigten wir mit Kind und Kegel fast alle Wege auf dem Rad und transportierten alles Mögliche. Das Rad war aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken.
Es ist wirklich so: Ich könnte mir ein Leben ohne Fahrrad kaum mehr vorstellen. Es gibt mir soviel Freiheit und finanzielle Unabhängigkeit, dass ich es als die genialste Erfindung der Menschheit ansehe.

Liebe zum Rad – lebenslang

Außerdem liebe ich das Fahrrad, weil man es noch verstehen und alles daran reparieren kann. Wo gibt es das noch heute? Der Trend geht hin zu immer kurzlebigeren komplizierteren Produkten. Da dieser Trend auch beim Fahrrad nicht halt macht, konzentriere ich mich bei den Rädern, die ich im Laden anbiete, auf die gute alte Technik, auf die langlebigen, hochwertigen Fahrräder, anstatt teure Hightec- Räder anzubieten, die empfindlich sind und später keiner mehr recyceln kann. Ich will Fahrräder verkaufen, die nicht nur für Jahre gemacht sind, sondern für Jahrzehnte, zu denen man eine Beziehung aufbauen kann, die einen treu begleiten. Mit diesen wunderbar unkomplizierten Fahrrädern die Leute glücklich zu machen, ist das Schönste, was ich mir im Fahrradhandel vorstellen kann.