Wie wir endlich in Bangkok Fahrrad fahren konnten….
Großstadtmoloch Bangkok mit Poolposition…..
Dagmar:
Im vergangenen Winter verbrachten wir 2 Monate als sechsköpfige Familie in Thailand. Während der letzten Woche unserer Thailandreise waren wir in Bangkok. Wir wohnten ca 15 km vom Zentrum entfernt in einer Jugendherberge, die einen coolen Pool mit Palmemgarten auf dem Dach hatte. Dort konnten wir uns von den Ausflügen in die City erholen. Für die Kinder war es sowieso der liebste Aufenthaltsort in Bangkok. In unserer Umgebung entdeckten wir sogar einige Fahrradläden. Vielleicht würden wir ja dort Fahrräder mieten können. Also machten wir uns auf den Weg….
Unterwegs in der City of Life…
City of Life steht auf der betongrauen Hochbahntrasse, die sich quer durch die Stadt zieht, während sich darunter ein unablässiger Autokonvoi bis in die Vorortstraßen wälzt. Der Autor dieser Worte muss einen sehr eigenen Sinn für Humor haben, überlegten mein Sohn Timo und ich, als wir dies lasen. Verglichen mit Bangkok ist Berlin ein Wellnesskurort. Bangkok ist laut und stickig. Es gibt nur wenige Metrolinien und die Wege dauern sehr lang, denn Stau ist der Normalzustand, auch für Busse und Taxis. Als Fußgängerin fühlte ich mich wie ein gejagtes Reh, wenn ich versuchte die Straße zu überqueren. Eine grüne Fußgängerampel, von denen es eh nur sehr wenige gibt, bedeutet nicht, dass die Autos wirklich halten. Das Ampelmännchen schien eher so eine unverbindliche Empfehlung zu sein.
Unterwegs mit Taxi, Bus und Fluss!
Am Anfang wirkte alles unglaublich chaotisch. Nach ein paar Tagen und mit einem guten ÖPNV Plan fand ich allmählich meine Wege durch die Stadt. Mit Taxi, Bus, Bahn und Fluss entdeckten wir die Stadt. War ich mit den Kleinen in der Metro unterwegs, standen immer andere Fahrgäste auf, um den Kindern Platz zu machen. Das ist dort üblich und auch wirklich eine Erleichterung, wenn man mit Kindern unterwegs ist, die nach den langen Wegen abends müde sind. Allerdings haben wir so gut wie keine Kinder in Bangkok gesehen, während im übrigen Thailand die Kinder überall präsent sind. Auf jeder beliebigen Straße in Berlin sehe ich in einer Stunde mehr Kinder als in ganz Bangkok in einer Woche. Das war etwas unheimlich. Wir fragten uns, wo die ganzen Kinder sind, die sind in Thailand überall präsent sind.
Im Flussverkehr
Mit den Booten, die auf den Kanälen unterwegs sind, kommt man in Bangkok am schnellsten voran. Das ist wirklich eine sehr spezielle Art, in der Stadt voranzukommen. Muß man unbedingt mal mitmachen. Vor allem, wenn man mit Kindern reist.
http://www.youtube.com/watch?v=9FUzMp0Ib8o
Endlich, endlich, ein Fahrrad….
Großstadtmoloch, dachte ich, wenn ich durch die Strassen von Bangkok ging. Wahnsinnig viel Autos, viel weniger Mopeds als noch in Koh Lanta oder Krabi und sehr, sehr wenige Fahrradfahrer. Vor allem junge stylische Männer sah ich auf dem Cross- oder Rennrad durch die Strassen fahren. Mehr Fahrräder würden die Lebensqualität in der Stadt sichtlich erhöhen, aber die Stadt ist so zugebaut, daß es ziemlich schwer wäre, da eine Fahrradinfrastruktur aufzubauen. Wir wollten trotzdem wieder gerne ein Rad mieten, unverzagt, wie wir waren. Doch in keinem der Fahrradläden, von denen es einige gab, konnte man eins mieten.
Wir waren schon ziemlich frustriert, doch dann: durch Zufall entdeckten wir bei einem Spaziergang einen Mopedhändler, der auch ein paar gebrauchte Fahrräder vor der Werkstatt zu stehen hatte. Marko sprach den Besitzer der Werkstatt an. Der war ganz überrascht über unsere Frage nach einer Fahrradmiete. Darüber hatte er noch nie nachgedacht, es hat wohl auch noch nie jemand gefragt. Also ließ er sich von Marko erklären, wie das geht und was man als Miete nimmt. Sie kamen ins Geschaft und ein paar Stunden später konnte Marko ein Fahrrad für uns abholen. Jetzt waren wir in der Umgebung flexibler unterwegs. Vor allem Marko freute sich darüber und hatte gleich viel mehr Spaß an Bangkok. Ich liebte es, mit dem Rad nachmittags zu den Märkten der Umgebung zu fahren und viele Leckereien für unser Abendessen zu holen.
Marko: In der Hauptstadt Bangkok wird es wohl kein Problem sein, ein Fahrrad zu mieten, dachte ich….
… Doch denkste. In der Jugendherberge in Stadtrandlage angekommen, fuhren wir die ersten Tage erst mal mit dem Taxi in die City, um die Lage zu checken. Mir fiel gleich auf, dass es im Gegensatz zu den kleineren Städten hier mehr Autos als Motorroller gab und so gut wie keine Fahrräder. Auch kein Wunder, wenn zwischen den Autos, die auf den großen Straßen fast ständig im Stau standen, so wenig Platz blieb, dass weder Roller noch Fahrräder durchkamen. Man braucht nicht selten eine Stunde in die Innenstadt für eine kurze Strecke von nur 10km, und das in einem engen stickigen Taxi. Und Laufen ist keine Alternative, sind die Bürgersteige doch oft so schmal und verbaut, dass der Fußweg manchmal zu einer Art Hindernislauf verkommt, dazu die schlechte Luft und der ständige Lärm. Kein Vergnügen. Doch die Thailänder scheinen das gelassen zu nehmen und stehen geduldig im Stau.
Der Umstieg auf mehr Fahrrad- und Rollerwege, der einen Ausweg aus dem Dilemma weisen könnte und zweifellos die Lebensqualität in der Stadt erhöhen würde, wird politisch wohl eher als Rückschritt gewertet, es scheint dafür zu spät. Dann kommen am Ende, wenn es kaum noch auszuhalten ist, Lösungen, die keine sind wie Fahrverbote für Autos mit geraden oder ungeraden Kennzeichen an bestimmten Tagen und so weiter, wie wir es von anderen Städten kennen. Eigentlich schade.
Meine Hartnäckigkeit wurde belohnt!
Doch zurück zu unserem Fahrradproblem. Egal, in welchem Fahrradladen wir auch fragten, Fahrradmiete war nicht. Es gab zwar wirklich schöne gebrauchte Fahrräder für umgerechnet 170 Euro zu kaufen, aber für die kurze Zeit lohnte der Kauf nicht, außer wir hätten es eingeplant und das Rad mitgenommen. Aber was mich besonders erstaunte, war, dass es nicht einmal Motorroller zu mieten gab, die man doch sonst überall bekam. Anscheinend hatten die Thailänder in Bangkok schlechte Erfahrungen mit Touristen gemacht. Wir waren also völlig auf Taxi, Busse oder U- Bahn angewiesen.
Das war erst mal ein Schock, einfach unglaublich. Doch damit wollte ich mich nicht abfinden. Hartnäckig forschte und fragte ich, bis ich endlich drei Tage vor dem Abflug einen Motorradhändler fand, dessen Frau auch einige gute Gebrauchträder zum Verkauf anbot. Auf die Frage, ob er uns nicht ein Rad vermieten könne, reagierte er zunächst einmal völlig überrascht. Anscheinend hatte ihn das noch niemand gefragt. Was man denn dafür verlangen könne, fragte er. Ich erklärte ihm, wie das funktionierte und da er offen war, kamen wir ins Geschäft. Die Miete kostete dann zwar rund doppelt so viel, wie in den kleineren Orten bisher, also 20 Euro für drei Tage, dafür bekam ich aber auch ein leichtes Damenrad mit Korb und allem drum und dran, das ich am liebsten mit nach Deutschland zurück genommen hätte. Und er war sogar bereit, später das Fahrrad in unserer Jugendherberge abzuholen. Nachdem er meinen Ausweis kopiert hatte und ich eine Kaution von 35 Euro gezahlt hatte, konnte ich das Rad dann mitnehmen. Das war eine Freude. Ich konnte es kaum fassen, endlich unabhängig zu sein.
Was ich mit dem Fahrrad alles entdeckt habe.
Schon am Abend machte ich mich daran, die Umgebung zu erkunden. Ich entdeckte einen BMW- Oldtimer- Laden, der die schönsten BMW- Oldtimer aus den 50igern im Angebot hatte, fand ein Geschäft, das sich auf VW- Oldtimer aus den 40igern spezialisiert hatte und einen Platz, auf dem hinter einem schlichten LKW- Planenzaun unbewacht die schönsten antiken amerikanischen Straßenkreuzer standen nebst knallroten 50iger Jahre Tanksäulen und emaillierten Coca- Cola- Schildern. Zwanzig Meter daneben uralte Fahrräder aus den 30igern schön nebeneinander aufgereiht und die ersten Fahrräder der Geschichte mit Benzin- Hilfsmotor. Als ich dann ein paar Straßen weiter auch noch die beste Pizzeria weit und breit entdeckte und leckere, knusprige Pizza mitbrachte, war das Glück perfekt. Endlich einmal was anderes als Reis oder Nudeln. Die Fahrt zur 3km weit entfernten Pizzeria wurde von meinen Kindern regelmäßig bejubelt. In Bankok ohne Fahrrad, das wollte ich nie wieder sein und ich bedauerte es sehr, nicht früher ein Rad gehabt zu haben, denn es gab hier so viel zu entdecken. Auch Julika und Dagmar liehen sich das Rad aus und genossen die Fahrt. Die Autofahrer fahren sehr moderat und halten entgegen unser Befürchtung wirklich Abstand.
Es ist schon ein Unterschied, ob eingekesselt in einem Taxi die Läden nur so an einem vorüber schießen, oder ob man nach Belieben hier und da anhalten kann, ohne sich Gedanken über einen Parkplatz oder die Kosten des Taxis machen zu müssen. Auf dem Rad vergingen die letzten Tage in Bankok wie im Flug.
Fahrräder mitnehmen oder mieten?
Fazit: Nicht an jedem Ort in Thailand kann man unproblematisch Fahrräder mieten. Auch an die Qualität der Mieträder darf man keine hohen Ansprüche stellen. Aber es macht wahnsinnig viel Spaß, in Thailand mit dem Rad unterwegs zu sein.
In Koh Lanta, einer Insel mit guter touristischer Infrastruktur, kann man Räder für 2 bis 3 Euro am Tag mieten. Bei länger Mitdauer wird es günstiger. Auf kleineren Inseln wird es mit der Fahrradmiete schwieriger bis unmöglich.
Wenn man überall immer in Thailand Fahrrad fahren will, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich eins von zu Hause mitzunehmen, oder man kauft sich eins, will man nicht den örtlichen Gegebenheiten ausgeliefert sein. Für ca 200 € sind einfache Damenräder zu bekommen. Bleibt man fest an einem Ort, kann der Kauf Sinn machen, reist man aber umher, wird die Mitnahme des Rades wegen der Schiffsfahrten übers Meer sicherlich schwieriger, noch dazu, wenn man kleine Kinder und eine Menge Gepäck dabei hat. Hatten wir aber ein Fahrrad zur Verfügung, erleichterte es uns den Alltag sehr. Wir haben jedenfalls daraus gelernt: Das nächste Mal werden wir uns wahrscheinlich ein Faltrad mitnehmen, dann entfällt die lästige Sucherei und die Ungewissheit. Das können wir jedem nur empfehlen.
Hier geht es zu unserem Bericht über unsere Erfahrungen in der Region Krabi in Südthailand:
Ein Bericht über ein Fahrradverleihsystem in Bangkok:
http://www.reiseberichte.bplaced.net/thailand/green-bangkok-bike-bangkok-thailand.html
Hier kann man geführte Fahrradtouren in Bangkok buchen:
http://bangkokbiking.com/bangkok/
Hier kann man in Bangkok Fahrräder mieten. Ist ziemlich zentral Nähe Khao San Road:
http://www.velothailand.com/rental/
3 thoughts on “Wie wir endlich in Bangkok Fahrrad fahren konnten….”
Danke für die Info´s. Wo befindet sich die Jugendherberge von der Ihr schreibt?
Die Jugendherberge befindet sich in Ladprao. Hier ist ein Link zur Jugendherberge:https://www.bansabaihostel.com/?set_lang=en